
Der Mann, der hocherhobenen Hauptes und mit energisch gereckter Faust den Ort des Attentats bei Butler in Pennsylvania am 13. Juli verließ, hatte das Momentum nach seiner grandiosen zweiten Wahl
am 5. November 2024 eindeutig für sich. Zwei Monate lang hielten große Teile der Welt beinahe den Atem an und harrten der Dinge, die kommen würden.
Donald Trump startete seine zweite Präsidentschaft furios, nahezu alles schien konzipiert zu sein. Anfänglich gelang ihm mehr als ihm misslang.
Die Idee des Gaza-Wiederaufbaus in Abwesenheit der Hamas und der mit ihr auf israelvernichtender Linie liegenden Bevölkerung bleibt in der Welt und weist die richtige Richtung. Historisch an
Bedeutsamkeit nicht zu vernachlässigen ist sein unbedingtes Ja zu Israel und dessen biblischen Kernlanden Judäa und Samaria. Die muslimisch-russisch-chinesische Achse wird das nicht mehr aus der
Welt schaffen können.
Die illegale Massenmigration in die Vereinigten Staaten drückte er gegen Null. Was weltweit beispielgebend ist. Auch die EU kann sich dem nicht entziehen.
Übers Ziel hinaus schoss er mit dem Verwechseln von Freunden und Feinden und in diesem Zusammenhang seinen nach Okkupation riechenden Avancen Richtung Grönland und Kanada. Noch deutlicher wurde
dieses Verwechseln in seiner Behandlung der Ukraine und Russlands.
Trumps Retuschierung der russischen Kriegsschuld, sein Verschweigen des russischen Bruchs des Budapester Memorandums und vor allem seine scheinbare (?) Übernahme der putinschen
Geschichtsverdrehungen, zerstörten seine Startwirkung.
Der Rausschmiss Volodymyr Zelenskyys aus dem Oval Office am 28. Februar d. J. markierte das Erodieren seines Momentums. Des ungehobelten Kaisers Kleider wurden knittrig. Erster Glanz und
persönlicher Genius waren weg. Potentaten konnten sich sicherer fühlen, Liberalen rutschte ihr Grundvertrauen in die Vereinigten Staaten weg. Der glamouröse Wahlsieger von 2024 schien die Welt
plötzlich sehr unsicher zu machen. Donald Trumps experimentell scheinende Zollpolitik vervollständigte die über die westliche Welt hereingebrochene Katerstimmung.
Vor kurzem schrieb ich hier auf der Achse des Guten „Ich setzte bei Donald Trump auf Mark Aurels
weise Erkenntnisse, der in seinen Selbstbetrachtungen schrieb, dass er als Alleinherrscher nur sehr wenige Entscheidungen selbstbestimmt treffen konnte. Fast alle Entscheidungen lagen in
Korridoren, die er nicht allein formen konnte. Nahezu alle Entscheidungszwänge resultierten aus Zusammenhängen, die den Tisch des Imperators zwar streiften, jedoch nicht auf dessen Tisch
entstanden. … Ob Donald Trump Mark Aurel gelesen hat? Ich hege Zweifel. Seine bisherige Regierungspraxis ist experimenteller Natur. Ausgang in jeder Hinsicht offen. Um bei den römischen Kaisern
zu bleiben, Donald Trump möchte vielleicht ein Augustus werden, doch Caligula scheint im Moment näher zu liegen.“
Inzwischen gibt es den Mineraliendeal Trump/Zelenskyy als win-win-Vertrag. Die USA und die Ukraine behandeln sich nun auf Augenhöhe zum gegenseitigen Nutzen. Steckt in Donald Trump doch weniger
ein Experimentalpolitiker denn mehr ein Stratege auf sehr krumm daherkommenden Wegen? Ein Weckrufer mit Katastrophenpotenz?
Sei es wie es sei, um mit Mark Aurel zu sprechen, auch ein Donald Trump muss Rahmenbedingungen und Grundorientierungen in der Welt wahrnehmen und sich zwischen den auf dem Tisch liegenden
Alternativen entscheiden.
Der US-Präsident erkannte das in den letzten Wochen auch Dank Melonis klugen Besuchen und Putins andauernder Mordlust. Er entschied pro Deal mit der Ukraine, wohlwissend, in Moskau wird das als
Feindeshandlung wahrgenommen. Gleichzeitig änderte er die Sicherheitslage für die Ukraine und damit angehangen der EU. Putin winkt auch schon wieder mit seiner Stinkbombe. Was den Faustzeiger von
Butler eigentlich nicht furchtsam werden lassen sollte. Ein Donald Trump ist zumindest in seiner Binnenwahrnehmung kein feiger Joe Biden.
Seit dem 30. April 2024 und der Unterzeichnung des US-Ukraine-Mineralienvertrags ist die Stimmung eine andere, das trumpsche Momentum scheint zurückzukehren. Nicht nur, dass ihm der erste
historisch bedeutsame Vertrag seiner zweiten Amtszeit gelang, er siegte über sich selbst und gab dem ukrainischen Präsidenten im Großgedruckten, nicht nur in Fußnoten, nach. Zelenskyys
Verhandlungserfolg ist auch des US-Präsidentenerfolg. Beide glänzen in derselben Sonne. Im Schatten bleibt der Aggressor.
Plötzlich ist es nicht mehr ausgeschlossen, dass Präsident Donald Trump für die Vereinigten Staaten ob un- oder beabsichtigt wieder in die Führungsrolle für den freien Westen rutschen könnte wenn
er denn wöllte. Eine Führungsrolle, in der die sich Partner dank Trumps Fußtritten und Magenhebern alle stärker einbringen werden. Die große Rest-NATO hat diese Aufgaben längst begriffen.
Führen gefällt dem Cowboy im Oval Office ohnehin besser als von Moskau, Peking und Teheran genasführt zu werden
In diese Gedankenskizze passt eine weitere Trump-Idee. Dem US-Präsidenten fiel auf, seine USA feiern ihre Weltkriegssiege nicht wirklich. Dabei waren es die Vereinigten Staaten, die sowohl den
ersten als auch den zweiten Weltkrieg hauptsächlich entschieden.
Der KGB-Mann in Moskau wird auch diese Trump-Idee nicht gern hören. Lebt er doch von der Legende des großen sowjetischen Sieges im Großen Vaterländischen Krieg, der bei genauer Betrachtung als
zweiter Weltkrieg von Hitler und Stalin gemeinsam begonnen wurde und in dem vor allem die Ukraine neben den Juden im Holocaust die größten Opfer zu beklagen hatte.
Donald Trump schrieb: „Wir haben beide Kriege gewonnen, niemand war annähernd so stark, mutig oder militärisch brillant wie wir. Dennoch gebe es in den USA bislang keine Siegesfeiern – dies
wolle er nun ändern.“
Wladimir Putin braucht aber keine US-Konkurrenz auf dem historischen Siegertreppchen. Erzählt er doch seinen Untertanen nichts davon, dass ohne das Leih- und Pachtgesetz der USA die Sowjetunion keine Mit-Siegermacht des zweiten Weltkriegs geworden wäre. Die letzte Rate
der Rückzahlung an die USA floss 2006.
Der 8. Mai wird fortan in den Vereinigten Staaten als „Tag des Sieges“ begangen werden. Ob es
Donald Trump so will oder ob er es geschehen läßt, neben dem Ukraine-Deal markiert er damit einen zweiten Schmerzpunkt für Wladimir Putin. Dessen Geschichtsverständnis sitzt bei Donald Trump
erkennbar auf den billigen Plätzen.
Die Abstoßkräfte zwischen Washington und Moskau erhalten somit derzeit Nahrung. Der Mineraliendeal, dem auf dem Fuße die Freigabe von Waffenverkäufen an die Ukraine im Wert von 50 Millionen
Dollar folgte und die Hervorhebung des US-amerikanischen Anteils am Ende der beiden Weltkriege fachen in Moskau sicher keine US-Frühlingsgefühle an. Allein die Größenunterscheide der trumpschen
1,90 m Körpergröße und der 1,70 m putinschen Wuchses lassen Augenhöhe nicht zu. Das „Kleine Männer Syndrom“, bekannt auch als „Napoleon-Komplex“, ist in dieser Betrachtung nicht
uninteressant.
Die Hauptfakten des "Abkommens zwischen der Regierung der Ukraine und der Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika über die Einrichtung eines Investmentfonds für den Wiederaufbau der Vereinigten
Staaten-Ukraine" vom 30. April 2025:
- 50/50 Partnerschaft
- Weg in die EU offen
- Übereinstimmung mit der ukrainischen Verfassung
- Plattform für Investitionen nur in der Ukraine in neue Unternehmen/ Infrastruktur/ Öl/ Gas etc./ Ausländische Investoren sind willkommen/ zehn Jahre lang müssen Gewinne in die Ukraine reinvestiert werden
- Wenn die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika der Regierung der Ukraine nach dem Datum des Inkrafttretens neue Militärhilfe in irgendeiner Form leistet (einschließlich der
Spende von Waffensystemen, Munition, Technologie oder Ausbildung), wird der Kapitalbeitrag des US-Partners gemäß der LP-Vereinbarung als um den geschätzten Wert dieser Militärhilfe erhöht.
(Artikel VI Punkt 5 Beiträge zur Partnerschaft)
Donald Trump wünscht sich den Friedensnobelpreis. Diesen Preis bekommt jedoch niemand, der mit Kriegstreibern und Massenmördern einen Friedhofsfrieden zu Lasten eines massakrierten States
schließt. Ob dem US-Präsidenten diese Erkenntnis kam?