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Die Caldera von Santorin und das deutsche Politbarometer

Was haben die wunderschöne Kykladeninsel Santorin und Deutschlands Politbarometer gemeinsam? Richtig! Beide sind latent gefährliche Vulkane und von Ausbrüchen unbekannten Ausmaßes bedroht, wobei die Verursacher verschiedene Absender sind. Für die prekäre Situation Santorins ist Hephaistos, der griechische Gott der Schmiedekunst und der Vulkane, federführend tätig. Die politische Statik der Bundesrepublik destabilisieren seit Jahren mit rapide steigenden Erfolgen SPD, CDU, Grüne und Linksaußen, beginnend um 2008 mit dem Linksruck der SPD, dem die CDU spätestens ab 2013 ruchlos folgte.

Seismo- wie Politologen besitzen zwar ausgeklügelte Sensoren, wann was tatsächlich explodiert, wissen sie immer noch nicht. Die Vorwarnzeiten sind kurz. Plötzlich bebt die Erde oder flattert die politische Stimmung.

Im Zentrum der Bilder von Santorin und der früheren Gaußschen Glockenkurve als Sinnbild der deutschen politischen Landschaft klaffen riesige Krater. Ist der Krater von Santorin siebenhundert Meter tief, wovon vierhundert Meter unsichtbar unter dem friedlich schimmernden Meeresspiegel inmitten der nahezu kreisrunden bis dreihundert Meter hohen Kratersteilwände scheinschlummern, so könnte Deutschlands Politik-Krater statt des früheren Gipfels von nahezu plus achtzig Prozent für SPD und Union zusammen auf eine mögliche Tiefe Richtung minus achtzig Prozent blicken - gesetzt den eher unwahrscheinlichen  Fall einer vollständigen Wähler-Eruption von SPD und Union. Soweit wird es sicher nicht kommen, selbst das „Zentrum“ aus dem Kaiserreich existiert noch immer als Partei. Aber die mögliche Fallhöhe, die ist erkennbar.

Vor ca. dreitausendsechshundert Jahren explodierte Strongoli, wie die Insel von ihren Bewohnern damals genannt wurde. Der Mitte flog fort, stehen blieb eine Art Außenring – die heutige Insel Santorin. Das Meer füllte das Loch und alles sieht paradiesisch schön aus. Einer von weltweit unendlich vielen „schönsten“ Sonnenuntergängen ist auch bei Oia zu bewundern.
Beim Ausbruch selbst kam wahrscheinlich niemand ums Leben, die Ausgrabungen lassen es so vermuten. Überlebt werden das tragische Naturereignis dennoch nicht viele Menschen haben, die Fliehenden wurden spätestens auf ihren Zufluchtsinseln bzw. auf dem griechischen Festland von einem bis zu neun Meter hohen Tsunami infolge der ins Meer abfließenden Lavamassen überschwemmt. So entstand eine Legende von Atlantis. Die imposanten Ruinen der Hochkultur von Akrotiri legen den Schluss jedenfalls beeindruckend nahe. Die Zeitgenossen vermuteten eigenes kulturelles Fehlverhalten als Ursache des Hephaistoischen Zornes.

2013 stand die Union noch knapp vor der absoluten Mehrheit im Bund, die SPD bereits im Niedergang bei 25,7 Prozent. 2015 öffnete Frau Merkel das Tor, Millionen Menschen aus vorwiegend archaischen Regionen wanderten in die Europäische Union mit den Hauptzielen Österreich und Deutschland die Institutionen der Bundesrepublik ein, die SPD machte mit, Grüne und Linksaußen klatschten Beifall und an der Spitze der Einwanderungsbewegung wurde die AfD in die Parlamente gespült. Seitdem ist das Grundvertrauen großer Bevölkerungsteile in Politik und Staat schwer gestört. Heilung ist nicht in Sicht, es wird weitergelogen, was die Balken hergeben. Um im Bild mit Santorin zu bleiben: Die Völkerwanderung 2015 riss die bis dato sichere Gaußsche Glockenkurve aus SPD und CDU fast komplett weg. Übrig blieb eine Caldera aus Grünen und der AfD. Welches Meer das Loch in der Mitte füllen wird, weiß niemand. Der FDP allein kann es nicht gelingen, die Grünen werden zwar vom Feuilleton dorthin geschrieben, werden es genauso wenig füllen können. Das Loch ist gefährlich wie der Vulkan unter Santorin. Dort wächst seit langem eine kleine unbewohnbare Vulkaninsel in der Mitte aus deren Krater Schwefeldämpfe aufsteigen.

Das deutsche Politloch harrt noch der Füllung, die Unangenehmes ahnen lässt. Die SPD jedenfalls, die ist nicht gewillt, das Loch zu besetzen, ehe es andere gründlich tun. Das Grollen von Lasalle, Bebel, Bernstein, Ebert, Wels, Schumacher, Brandt und Schmidt ist zu ahnen. Es assoziiert Bilder des noch immer grummelnden und schwefelqualmenden Vulkans von Santorin.

Akrotiri als mögliches Atlantis ist auf Santorin zu besichtigen, was wird später von der Bundesrepublik zu besichtigen sein? Die alten Griechen glaubten, das eigene lasterhafte leichtsinnige Leben sei der Grund des göttlichen Zorns gewesen, welches Urteil werden unsere Nachkommen über unseren leichtsinnigen Umgang mit der Bundesrepublik Deutschland fällen? Falls die dann noch den Spruch „Wenn es dem Esel zu wohl ist geht er aufs Eis tanzen“ kennen, ob der für unser Versagen in der Zukunft zum geflügelten Wort wird?