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Leipzig 1990: Ruinen schaffen ohne Waffen

Leipzig – so sah es 1990 nach 44 Jahren fortschrittlicher Herrschaft aus

Ein Freund aus den Tagen der Friedlichen Revolution und den ersten Gehversuchen der ostdeutschen Sozialdemokratie veröffentlichte jüngst Aufnahmen vom Mai 1990 von einer Autofahrt mit einem VHS-Kamerabesitzer aus dem Westen und der nahm unser „Mein Leipzig lob‘ ich mir“ in den Naturfarben des Sozialistischen Realismus‘ auf.

Ich kann nur sagen, das Anschauen lohnt sich:  „Ruinen schaffen ohne Waffen“ – das war die DDR.

Der Freund heißt Robert Kusch. Den Aufruf des „Neuen Forums“ vervielfältigte er im Herbst 1989 mutig über 1000-mal. Zitat Robert Kusch:
„Das Gründungsdokument vom Neuen Forum hatte ich damals zu 1000 Exemplaren vervielfältigt.
Wir hatten eine elektronische Speicherschreibmaschine auf Arbeit. Ich arbeitete damals beim Energiekombinat Leipzig in der EDV. Dort hatte ich den Text eingetippt und gespeichert. Dann konnte ich das Dokument immer und immer wieder abrufen und neue Exemplare erstellen, die dann in Leipzig verteilt wurden. Aber ich wollte damals nicht, dass es jemand erfährt weil ich Angst hatte.“

Im Dezember 1989 trat er in die SDP ein  und wurde Mitte Januar 1990 durch die Umbenennung der SDP in SPD zu einem gesamtdeutschen Sozialdemokraten. 1991 bis 1994 hatte er das Amt des Schatzmeisters des SPD-Unterbezirks Leipzig/Borna/Geithain inne.

Doch, jetzt lasse ich besser Robert Kusch sprechen:

Hallo Gunter, hier Robert, ich grüße dich, du wirst dich an vieles erinnern wenn du dieses Video siehst, das ich heute veröffentlicht habe. 

 

Aus meinem Privatarchiv - ein Zeitdokument gegen das Vergessen: 

Video: 1990: Leipzig nach 40 Jahren DDR - Zeitzeugen der Geschichte 

 

Du kannst das Video gerne teilen und / oder den Link an deinen Verteiler weitersenden. 

 

Ich möchte diese Aufnahmen jetzt, nach 27 Jahren hier teilen damit die Erinnerung erhalten bleibt, wie es 1990 nach 40 Jahren Sozialismus/ Kommunismus in der Stadt Leipzig wirklich ausgesehen hat. Viele wissen das nicht mehr, die Erinnerungen verblassen und die heutige Jugend kann es nicht wissen.

 

Die Bilder sind absolut authentisch und wurden im Mai 1990 in Leipzig von einem Bekannten aus "dem Westen" auf VHS gedreht. Wir konnten uns damals gar keine Videokamera leisten, schließlich hatten wir zu diesem Zeitpunkt noch die DDR Mark.

 

Drehorte waren hauptsächlich im Zentrum und im Ostteil der Stadt Leipzig in den heutigen Stadtteilen Anger-Crottendorf, Reudnitz und Stötteritz.

 

Ich habe damals in Anger Crottendorf gewohnt in der Mölkauer Straße in einem solchen Haus. Man sieht die kaputten Häuser, Straßen, Plätze, Ruinen, Trümmerhaufen und eine Autoschlange an einer Tankstelle in der Eilenburger Straße, wo auch ich immer getankt habe
(ja, man musste damals an der Tankstelle Schlange stehen).
Die Aufnahmen enden in der Nikolaikirche, dort wo die Wende mit den Montagsdemos begann und wo auch ich von Anfang an dabei war.

 

Wer Leipzig heute sieht und die Bilder vergleicht, der wird es kaum glauben, aber es hat wirklich so ausgesehen und wir haben hier gelebt. Ich habe mein halbes Leben in dieser Umgebung verbracht. Und dann wird man hoffentlich verstehen, woher wir den Mut hatten opponierend auf die Straße zu gehen und zu rufen:

 

"Wir sind das Volk". 

 

Das war eine ganz andere Motivation als die derer, welche heute diesen Spruch für sich reklamieren und missbrauchen und denen es im Vergleich zu damals sehr gut geht und die in Freiheit leben können. Eine Freiheit, die wir in der DDR nicht hatten.

 

Deswegen vergesst nicht, woher wir kommen, wo wir heute stehen und was wir erreicht haben.

 

 

 

(C) 1990 - 2017 by Robikusch@online.de

 

Herunterladen, Vervielfältigung und öffentliche Aufführung sind nicht erlaubt und werden strafrechtlich verfolgt.
Bei Interesse bei mir melden. Verlinkung und Einbettung auf Nachfrage bei mir erlaubt wenn dieser Text mit angegeben wird.

 

 Zusätzlich: - Leipziger Süden zur Bundestagswahl 1990
                  
                    - Wahlkampfteam-Beratung im Volkskammerabgeordnetenbüro Weißgerber