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Andernorts ist man kämpferisch: Glockenläuten für die Haghia Sophia

Aus dem KNA-Notizblock vom 23. Juli 2020 um 16.15 Uhr:

Polnischer Bischof lässt wegen Hagia Sophia die Glocken läuten =

Warschau/Athen ( KNA ) Der katholische Bischof im zentralpolnischen

Plock, Piotr Libera, lässt als «Zeichen der Solidarität mit den

Christen im Nahen Osten» an diesem Freitag um 15.00 Uhr die Glocken

aller Kirchen in seinem Bistum läuten. Zudem bat er am Donnerstag

laut polnischen Medienberichten die Pfarrer seines Bistums, dann die

weiß-blaue Fahne der Gottesmutter Maria und die weiß-gelbe Fahne des

Vatikan auf Halbmast zu setzen.

 

Libera verwies demnach darauf, dass katholische und orthodoxe

Bischöfe in den USA den Freitag wegen der Umwandlung der Istanbuler

Hagia Sophia von einem Museum in eine Moschee zu einem ökumenischen

Tag der Trauer und des Gebets erklärt hätten. Die Nutzung der einst

größten Kirche der Christenheit als islamische Gebetsstätte

verurteilte der polnische Bischof als «Verletzung aller Normen der

religiösen Harmonie und des gegenseitigen Respekts».

 

Auch die Glocken vieler orthodoxer Kirchen in Griechenland werden am

Freitag aus Trauer über die Umwandlung der Hagia Sophia geläutet. Das

Oberhaupt der orthodoxen Kirche Griechenlands, Erzbischof Hieronymos,

wird am Freitagmorgen ( 08.00 Uhr Ortszeit ) in der Athener Kathedrale

den Marienhymnus Akathistos beten. Er wird sonst am Karfreitag

gebetet. Der aus Konstantinopel, dem heutigen Istanbul, stammende

Hymnus wurde seinerzeit als Hilfe bei der Abwehr von Angreifern

gesungen.

 

In einer vom Weltkirchenrat am Donnerstag verbreiteten Mitteilung

warf Hieronymos ausländischen Regierungen mangelnde Unterstützung

beim Schutz der Hagia Sophia vor: «Ich bin zutiefst betrübt, dass die

Mächtigen dieser Welt, zumindest die Mehrheit von ihnen, sich hinter

ihrem Finger oder vielmehr hinter ihren eigenen geopolitischen und

geostrategischen Plänen verstecken.» Mit dieser Haltung tolerierten

sie einen «Akt des Sakrilegs nicht nur gegen ein heiliges geistliches

Zentrum unseres orthodoxen Glaubens, des Christentums im Allgemeinen

und eines Symbols unseres Glaubens, sondern auch eines ökumenischen

Kulturdenkmals und Symbols der gegenseitigen Annäherung von Völkern

und Menschen, von Menschen mit unterschiedlichen religiösen

Identitäten».

 

Für die vom türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan betriebene

Umwandlung der Hagia Sophia in eine Moschee hatte ein türkisches

Gericht am 10. Juli grünes Licht gegeben. Sie soll bei einem

traditionellen Freitagsgebet mit rund 2.000 Gläubigen vollzogen

werden. Der Schritt löste international bei Politikern und

Kirchenvertretern Empörung aus.

 

Die 537 als byzantinische Reichskirche geweihte Hagia Sophia hatten

die Osmanen bereits 1453 nach der Eroberung Konstantinopels in eine

Moschee umgewandelt. Der Gründer der türkischen Republik, Mustafa

Kemal «Atatürk», erklärte das Bauwerk 1934 zu einem Museum.

Religiös-nationalistische Kreise in der Türkei forderten seit

Jahrzehnten, diesen Schritt rückgängig zu machen und die Hagia Sophia

wieder als Moschee zu nutzen.

 

# KNA-Notizblock

In diesem Kontext: "Tägliches Glockenläuten für die Ungarn"