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Haseloff hört auf Muddi und lädt Wendt wieder aus

Haseloff hört auf Muddi und lädt Wendt wieder aus

Die Tinte meines gestrigen Textes über ein zartes Pflänzchen Selbstbewusstsein in der CDU Sachsen-Anhalts war noch nicht lange trocken, dann kam es wie es wohl kommen musste. Blockflöten bleiben Blockflöten, Hören kommt vor dem Selberlaufen: Es wird keinen Innenstaatssekretär Wendt geben. Linke, SPD, Grüne, Merkel sind dagegen. Diese Population genügt inzwischen in dieser Bundesrepublik Merkelschen Tiefschlafs zur Entscheidungsfindung. Das ist die Rückkehr der „Nationale Front“ bei Abwesenheit militärischer Besatzer. Stalin gab sich viel zu viel brachiale Mühe.

Rainer Haseloff, seines Zeichens Ministerpräsident eines stolzen Bundeslandes, hatte wohl nach erwartungsgemäßem shitstorm gegen die Personalie Rainer Wendt dermaßen die Hosen voll, dass zuletzt ein „Kommando“ von der Bruchlandebrücke Berlin genügte, den Sturm im Wasserglas zu beenden. Rainer Wendt ist jedenfalls raus und die CDU vergibt sich eine Chance, in Sachsen-Anhalt Eigenständigkeit zum Wohle der Bevölkerung zu zeigen.

Wie kann eine Partei so blind und zahm durch die Zeiten kommen wollen? Als Ostdeutschem treibt mir die Schamesröte ins Gesicht. Erst das Land, dann die Partei! Was ist nur aus uns geworden? Zum Glück waren die Haseloffs und Merkels 1989 in den hinteren Reihen.

1946 wurden die ostdeutschen Sozialdemokraten unter den Karabinern der Besatzungsmacht mit den Kommunisten zwangsvereinigt und damit geschluckt. Fusionswillige, die es damals auch gab, ändern an dieser Einschätzung nichts.
1949 wurden LDPD, NDPD, DBD und CDU auf gleiche Weise ebenfalls mit den Kommunisten, die SED hießen, in der „Nationalen Front“ zwangsfusioniert. Auch da wird es Freiwillige gegeben haben, an der Gesamteinschätzung des Zwangs ändert das auch nichts.
Eine Koalition im herkömmlichen Sinne war das bis 1989 nie. Die „Blockflöten“ hatten nichts zu sagen. Die Diktatur machte es möglich.

Was aber jetzt? 2019? Die Diktatur ging vor dreißig Jahren den Bach runter. Wer hat noch Angst vor ihr? Was kann jemanden heute zwingen, mit den Geistern von damals eher gemeinsame Sache zu machen als sich selbstbewusst aufzurichten?  

Mir ist das schleierhaft. 1989 sprachen wir von den „Helden in gebückter Haltung“ als mit abnehmender Gefahr die ersten Parteifahnen der bisherigen Blockparteien montags in Leipzig auftauchten. Wir waren froh über jeden weiteren Demonstranten, in dem Sinne waren die Blockflöten selbstverständlich willkommen. Aber ein bisschen witzig sah das mit deren Fahnen nach der großen Gefahr schon aus. Schwamm drüber, dachten wir. Die Freiheit muss in der Einheit gesichert werden, da brauchten wir jeden Mann, jede Frau.

Fürs erste fällen mir nur zwei zusammenhängende Erklärungen ein: Stockholmsyndrom und Blockflöten-Gen. Und für die SPD gilt: Das Sozialismus-Gen ist so unsterblich wie das Blockflöten-Gen. Deutschland – ein Biotop Dressierter.


Für Thüringen läßt das nichts Gutes erwarten. Mike Mohring gab seinen Stolz auch schon an Ramelows Garderobe ab. Was sind das für Jammergestalten!