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Die Berliner SPD will Ernst Thälmann ehren. Was soll das?

Reiner Werner schreibt dazu auf seinem reinerwernerblog folgendes:

„Die Berliner SPD leistet sich eine  politisch-moralische Peinlichkeit, indem sie das das Thälmann-Denkmal im Bezirk Prenzlauer Berg für teures Geld restaurieren lässt.

 

Der Berliner Senat hat beschlossen, das  Denkmal für Ernst Thälmann im Stadtteil Prenzlauer Berg für 200.000 Euro sanieren zu lassen.  Experten hatten  Rostfraß im Metallskelett  und Risse im Granitsockel  festgestellt. Das Denkmal für den Führer der Kommunistischen Partei während der Weimarer Republik war von dem sowjetischen Bildhauer  Lew Kerbel im heroischen Stil des Sozialistischen Realismus gestaltet worden.   Erich Honecker  hatte es 1986  eingeweiht. 32 Jahre lang schon reckt  das  kommunistische Idol   die Arbeiterfaust in den Berliner Himmel, bis der Zahn der Zeit Büste und Sockel angefressen hat.

 

Betrachtet man die Ehrung für Ernst Thälmann aus  Sicht des Historikers, kann man nur eines schlussfolgern:  Sie ist  verfehlt, weil  geschichtsvergessen. Thälmann ist keine historische Persönlichkeit, die in der Demokratie denkmalwürdig wäre. …..“

Hier der komplette Text: Geschichtsvergessene Ehrung.

Die Zeit schrieb am 18. Mai 2003 unter „Stalins treue Vasallen“:

 „… Die Dokumente werfen ein erschreckendes Licht auf die Zustände innerhalb der damaligen KPD-Führung. Es herrschte ein Klima des allgegenwärtigen Verdachts und der gegenseitigen Denunziation. Von Solidarität, wie sie öffentlich so gern beschworen wurde, keine Spur. Stattdessen tobte hinter den Kulissen ein hasserfüllter Kampf der verschiedenen Fraktionen gegeneinander, wobei die Anhänger der jeweiligen Moskauer Linie am längeren Hebel saßen. Eine besonders deprimierende Lektüre sind die Briefe Thälmanns an Stalin: Sie zeigen den ehemaligen Hamburger Hafenarbeiter als einen engstirnigen Funktionär, dessen verbale Kraftmeierei nur noch durch servile Beflissenheit übertroffen wurde. …“

Peter Klinkenberg würdigte Thälmann 2014 in seinem Essay „Warum Ernst Thälmann sterben mußte“ u.a.:

„.. Schon im Frühjahr 1933 ließen die gerade erst an die Macht gekommenen Nationalsozialisten Ernst Thälmann, den einst so populären Führer der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD), verhaften und hielten ihn bis zu seiner von NS-Diktator Hitler persönlich ngeordneten Ermordung im August 1944 gefangen. Allerdings war Thälmann erst spät in das berüchtigte Konzentrationslager Buchenwald bei Weimar eingewiesen worden. Zuvor war er jahrelang ein „Komfort-Häftling“ im Zuchthaus Hannover gewesen. Er durfte viele Male Besuch von seiner Frau empfangen und ihm wurden auch zahlreiche Vergünstigungen wie Briefeschreiben und der regelmäßige Bezug von Tageszeitungen zugestanden. …“


Götz Aly in der Berliner Zeitung am 27.11.2018: Thälmann – abreißen oder renovieren?