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SPD-Großraumversuch: Durch Verzicht auf Wähler Wahlen gewinnen

Drei Schlagzeilen, eine Wahrnehmung

Wie der Zufall es will, so es überhaupt Zufälle gibt, influencen gerade drei Artikelüberschriften durchs deutsche All, die die SPD brutalstmöglich im Wählerabseits selbst gestellt sehen.

„Streit zwischen RWE-Lokführern und Journalisten eskaliert“ in „TAG24“ vom 09.11.2018

„SPD-Ministerin plant Sondersteuer: Preis-Schock bei Benzin und Heizöl?“ in „Merkur vom 09.11.2018.

„Grenze hätte 2015 geschlossen werden können“ in „Die Welt“ vom 11.11.2018


Warum bin ich mir bei den Lokführern und Ökoaktivisten so sicher, auf wessen Seite das große SPD-Herz wohl nicht stehen wird?
So der Artikel die Zusammenhänge korrekt widergibt, haben sich die Journalisten ungesetzlich verhalten und infolge dessen wurden die Lokführer handgreiflich. Selbstjustiz ist nicht erlaubt. Das müssten Aktivisten wie Lokführer wissen. Der tatsächliche Hergang wird geklärt. Dem ist nicht vorzugreifen. Aber etwas anderes, etwas grundsätzlicheres kommt dabei in den Sinn: Schlägt das öffentlich erkennbare Herz der deutschen Sozialdemokratie für die fleißigen Lokführer oder für die zur Gesetzlosigkeit neigenden Öko-Aktivisten?
Ich bin mir sicher, sie wird sich eher ein weiteres Wählerstandbein abhacken als für die Lokführer deutlich Anteilnahme zu zeigen. Wohlgemerkt, ich meine die SPD und nicht etwa nur die Sozialdemokraten vor Ort. SPD 2.0.

Svenja Schulze, ihres Zeichens Umweltministerin, macht sich Gedanken, mittels welcher Formulierungen erneut an das sauer verdiente Geld der Untertanen rangerobbt werden kann. Der zwischenzeitlich erfolgte Personalwechsel in der Hölle macht es ihr leicht. Luzifer wurde dort bekanntlich wegen irdischer Missachtung aufs Altenteil gesetzt. Vor dem Teufel haben leider nur noch Muslime Angst.
Die Höllenregierung kam zum Schluss, die Menschen hatten in grauen Zeiten den Teufel erfunden, ergo sollen ihn die Menschen im heutigen Propaganda-Krieg eben ersetzen! Selbst ist der Teufel, äh der MENSCH.

Beschlossen, getan, der MENSCH ist nun (wieder) Ursache allen Übels (das mit dem neuen Menschen hatten die Kommunisten ja leider nicht geschafft).
Der MENSCH ist nicht nur der Teufel, er ist Wohnraumbeheizer und Autofahrer meist sogar in Personalunion. Schlecht dabei, dass der MENSCH als Autofahrer Autos kaufen muss und besonders böse dabei, dass er dafür ständig Treibstoff braucht. Und wenn er nicht gerade fährt, sitzt er in Räumen und will es warm wie in der Hölle haben.

Für die sozialdemokratische (!) Bundesumweltministerin scheint das ein glatte Sache zu sein. Steuern, Abgaben auf Treibstoffe und Heizenergieträger erhöhen und neu erfinden, das ist gut zu verkaufen. Wer will schon Böses oder selbst böse sein? Pech nur, es sind die früheren sozialdemokratischen Wähler, die vor allem die gerupften Hühner in dem Spiel abgeben sollen und es ist die grüne Speckschicht, die vom ehemals SPD-wählenden Proleten gemästet werden soll. Vermögensumverteilung auf neusozialdemokratische Art.
Ferdinand Lassalle, August Bebel, Friedrich Ebert, Kurt Schumacher, Willy Brandt und Helmut Schmidt, sollten sie von oben zuschauen, erwägen wohl des Verlassens des SPD-Himmels. Auf Erden waren sie zu sehr MENSCH.

Das mit dem „Auto kaufen“ ist auch seine blöde Sache. Der MENSCH ist der Teufel, Autos sind teuflisch. Aber daran wird ja auch schon emsig gearbeitet. Ein Hoch den (menschlich) festgelegten Grenzwerten. Wer darf sich schon ungestraft an Grenzwerten vergehen? Das traut sich doch nur der Teufel, also der MENSCH. Mit dem Teufel muss aber nun wirklich niemand Mitleid haben, weg mit den Autos! Die werden ohnehin nur von Teufeln, äh vom MENSCHEN, gefahren.

Autos sind also teuflisch‘ Werk, die Zerstörung der deutschen Automobilindustrie dient höherem Wohlgefallen. Die arbeitenden Teufel in Wolfsburg, München, Eisenach, Zwickau, Ingolstadt, Stuttgart und anderswo verdienen alles, nur nicht sozialdemokratisches Mitgefühl. Wo leben wir denn!

Last but not least in diesem flotten Dreier: Die Grenzen des deutschen Sozialstaats und die SPD. Christian Lindner kommt erneut zum Schluss, die Grenzen hätten 2015 geschlossen werden können. Lindner ist da nicht allein. Im Gegenteil! Leider ist die SPD dort, wo Lindner an dem Punkt nicht ist. Seit drei Jahren verleugnet die SPD ihr Totalversagen 2015 und sie wird es wohl noch leugnen, wenn „SPD“ nur noch ein Google-Suchbegriff und kein Wahl-Angebot mehr ist.

Sozialdemokraten, die das Versagen klar benennen, schallt „AfD“ entgegen. Da muss man sich auf der Zunge zergehen lassen! Die Forderung an den Staat nach Einhaltung der eigenen Regeln soll AfD-Propaganda sein? Für wie blöd meinen Teile der SPD, die Wahlbevölkerung halten zu können?

Die SPD befindet sich seit Jahren in einem historischen Großraum-Test. Wird sie die erste Partei in der deutschen Geschichte, die es gänzlich ohne Wählerstimmen in die Parlamente schafft? Überholen ohne Einholen? Im Laufe der nächsten Monate dürfte die 5-Prozenthürde zu einer sportlichen Herausforderung werden.

 

Früher war die SPD die Partei von Facharbeitern, Meistern, Ingenieuren, Wissenschaftlern und sogar für sehr Erfolgreiche attraktiv. Heute genügen ein Studienabbruch oder kein Beruf (ganz zu schweigen von Berufserfahrung), um die Linien der SPD mitzubestimmen.

Hauptsache weit weg von dem, was das lästige Wahlvolk denkt. „Das Wahlvolk hat die SPD bloß nicht verstanden“, so heißt es in der SPD. Was für ein Quatsch! Das Wahlvolk hat die SPD sehr, sehr gut verstanden und genau deshalb macht fast niemand mehr sein Kreuz bei der ältesten demokratischen Partei Deutschlands. Nicht das Wahlvolk hat einen an der Klatsche, die SPD sollte nach Fehlern suchen.

 

Früher war die SPD die Hauptadresse der Schicht, die mit ihrer Hände Arbeit die Existenz sichert. Die heutige SPD stegnert sich dagegen unermüdlich ab.

Wäre die AfD nicht in Teilen rechtsradikal bzw. rechtsextrem, sie würde prozentual so wie früher die SPD gewählt werden. SPD und Union haben einfach nur Schwein, dass die AfD ein (noch) für die Mehrheit unappetitlicher (putinaffiner) Haufen ist. Falls sich das ändert, dann wehe SPD und CDU. Mehr als anderthalb Jahrhunderte Säule von Freiheit und Demokratie für die Katz‘?

Wohin gehst Du, SPD? Dahin, wo die Wähler sind oder kannst Du auf diese Nörgler und Unverständigen verzichten? Das (sozialdemokratische) Netzwerkdurchsetzungsgesetz scheint ja die Linie vorzugeben. Man frage Hamed Abdel Samad „Islamisten werden in Schutz genommen, aber Kritiker gesperrt“ in „Die Welt“ vom 03.11.2018

 

Nachtrag Dezember 2019:
Wählerstimmen waren gestern. Die SPD läßt sich künftig vom Klima wählen. Jetzt muß nur noch das Wahlrecht entsprechend angepaßt werden.

Nachtrag Januar 2021: Die SPD kämpft für alles, nur nicht um Arbeitsplätze.