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Frohe Ostern

 

 

 

 

Annette Heinisch



 

Grundschule - erste Klasse. Wohlhabender Hamburger Speckgürtel. Geringer Migrationsanteil.

 

KEIN Kind wusste, warum #Ostern gefeiert wird. Ostereier, Hasen Süßigkeiten.

 

Versteht mich nicht falsch. Niemand MUSS Christ sein.

 

Zu wissen, welcher Glaube und welche Kultur über Jahrhunderte unsere Gesellschaft geprägt hat, wäre trotzdem eine erstklassige Idee.“

 

Über diesen Text stolperte ich bei X (vormals Twitter), er machte mich nachdenklich. Wie weit hat sich unsere Gesellschaft von ihren Wurzeln entfernt, dass die Bedeutung von Ostern nicht mehr geläufig ist? Schlimm. Noch schlimmer: Wie oft werden Dummheit und Ignoranz für Aufklärung gehalten? Man hält sich für superschlau, sich von grauen, religiösen Vorzeiten befreit zu haben, nur um dann anderen, gerade aktuellen Zeitgeistsekten hinterherzulaufen.

 

Da das Christentum unstreitig maßgeblich prägender Faktor unserer Gesellschaft und Kultur war, sollte man schon wissen, was Ostern bedeutet, welche Inhalte es hat – und welche Folgen. Natürlich ist das schwierig, weil die christlichen Kirchen nahezu verschwunden sind und lediglich als steuerfinanzierte Institutionen wahrgenommen werden, die Steigbügelhalter der jeweiligen politischen Machthaber sind. Aber möglicherweise ist dieses der Kern des (auch politischen) Problems?

 

Egal, weiter geht es.

 

Fragt man ChatGPT: »Was sind die drei hauptsächlichen Errungenschaften des Christentums?«

 

Dann lautet die Antwort:

 

1. Die Ausbreitung von Werten und Ethik: Das Christentum hat stark zur Verbreitung bestimmter moralischer und ethischer Werte beigetragen, wie z.B. Nächstenliebe, Vergebung und die Würde des Menschen. Diese Werte haben die Gesellschaften stark beeinflusst, in denen das Christentum vorherrschend ist.

 

2. Die Förderung der Bildung: Diverse christliche Orden und Organisationen haben sich seit Jahrhunderten der Bildung gewidmet. Mönche im Mittelalter kopierten und bewahrten viele klassische Texte und Universitäten wurden von der Kirche gegründet. Heutzutage gibt es viele christliche Schulen und Universitäten auf der ganzen Welt.

 

3. Soziale Arbeit und humanitäre Hilfe: Christliche Organisationen haben schon immer eine wichtige Rolle bei der Bereitstellung von humanitärer Hilfe und sozialen Dienstleistungen gespielt. Sie betreiben Krankenhäuser, Waisenhäuser, Suppenküchen und vieles mehr, um den Bedürftigsten zu helfen.

 

Auf X ist‘s einfacher:

 

- Kindesmissbrauch

 

- Hexenverbrennung

 

- Kreuzzüge“

 

In der Tat, die Ablehnung, geradezu Hass auf das Christentum ist ausgeprägt und anders als durch entsprechende Indoktrination kaum erklärlich. Dass dieses Selbsthass ist, man damit die Axt an die Wurzeln legt, aus denen die westliche Zivilisation erwuchs, wird – ja, was? Verkannt? Ignoriert? Bewusst negiert, um einen fruchtbaren Boden für eigene Ideologien zu haben?

 

In einem lesenswerten Artikel in der Neuen Zürcher Zeitung beschreibt Benedict Neff den zerstörerischen Selbsthass: „Die neue deutsche Zelebrierung des Ramadans findet in einem Kontext der Selbstverleugnung statt. In einem Land, in dem Kreuze Anstoss erregen, in dem Kitas Schlagzeilen machen, weil sie – aus Rücksicht auf Muslime – kein Schweinefleisch mehr verwenden; und ein Martinsfest auch mal als «Sonne-Mond-und-Sterne-Fest» durchgeführt wird, um ja niemanden zu verletzen.“

 

Er fragt sich, warum die Deutschen so sind und kommt zu keinem schmeichelhaften Schluss.

 

Wer sagt, dass die Auskunft von ChatGPT korrekt ist, wird schnell als Idiot oder irgendetwas mit – phob im Wort bezeichnet. Es wird behauptet, das Christentum habe Wissenschaft verhindert, man denke nur an Galileo. Demgegenüber habe die „islamischen Kultur“ (?) die Wissenschaft gefördert, wovon wir profitiert hätten. Musterbeispiel dafür seien die arabischen Zahlen. Dumm nur, dass diese in Wirklichkeit indisch sind und nur arabisch genannt werden, weil sie über arabische Länder zu uns kamen. Dass ein Mönch, der spätere Papst Silvester, sie über Spanien in den Westen brachte, wobei diese noch keine Null hatten, wissen sie nicht. Zwar kannten die Inder wohl schon 330 v. Chr. die Null, aber es war der italienische Mathematiker Leonardo Fibonacci, der die Null 1202 mit seinem Werk „Liber abbaci“ in Europa einführte. Fibonacci ist ein genialer Mathematiker gewesen, der heute noch im Rahmen der technischen Analyse an der Börse mit dem sogenannten Retracement ein große Rolle spielt. Viele wissen so vieles nicht, haben aber eine ganz feste Überzeugung.

 

Es geht nicht darum, andere Kulturen und Religionen schlecht zu machen, sondern darum, die eigene nicht in den Dreck zu ziehen.

 

Wissenschaftler wie Fibonacci strebten danach, die göttliche Ordnung zu erforschen. Die Natur ist deutlich erkennbar Gesetzmäßigkeiten unterworfen. Herauszufinden, welche dies sind, wie sie „funktionieren“ – das war und ist Aufgabe der Wissenschaft. Gerade diese Gesetzmäßigkeiten bestätigten die Wissenschaftler in der Auffassung, dass es einen Schöpfergott geben müsse, woher sollten sonst diese Gesetzmäßigkeiten stammen? Die Entschlüsselung der Sprache Gottes war die Aufgabe der Wissenschaft, die daher mitnichten im Gegensatz zum Glauben stand. Zumindest das sollte der aufgeklärte, gebildete Europäer wissen.

 

Religion ist aber mehr, es ist die Software einer Gesellschaft. So wie die Software die Hardware eines Computers steuert, steuert sie das komplexe Gebilde „Gesellschaft“. Deren Erfolg hängt davon ab, wie gut die Software diese Aufgabe erledigt und wie gut sie mit der jeweiligen Hardware korrespondiert. Da gibt es Unterschiede, wie vergleichende, empirische Analysen zeigen.

 

Objektiv feststellbar ist, dass die sogenannte westliche Zivilisation, die bekanntlich griechisch – römische und jüdisch – christliche Wurzeln hat, bei einer solchen historischen Analyse gut abschneidet. Demgegenüber erwiesen sich sämtliche neuzeitlichen westlichen Ideologien wie Kommunismus, Sozialismus, Nationalsozialismus, Faschismus usw., welche die Traditionslinien bewusst durchbrachen, als grottenschlecht.

 

Wie gravierend unterschiedlich die Wirkungen verschiedener „Software“ sind, zeigt das Beispiel Haiti/Dominikanische Republik: Zwei Staaten auf derselben Insel mit denselben Rahmenbedingen, aber komplett anderen Ergebnissen. Haiti ist das, was Trump ein „shithole country“ nannte, die Dom. Rep. ist ein Urlaubsparadies. Sie ist zwar nicht perfekt, aber ein funktionierendes Gemeinwesen. Warum? Für rational Denkende ist das eine interessante Fragestellung.

 

 

 

Von nichts kommt nichts

 

Dass man sich bemühen muss, wenn man Erfolg haben will und dass Wirkungen auf eine Ursache zurückzuführen sind, ist bekannt. Die Redewendung „Von nichts kommt nichts“ besagt genau dieses und geht auf Shakespeares King Lear zurück: „Nothing can come of nothing“. Das ist das Stück, in dem King Lear sagt: „Tis is the times plague, when madmen leads the blind.“ Klingt höchst aktuell und beweist, dass die Bibel stimmt, es gibt nichts Neues unter der Sonne (Prediger 1,9).

 

Der russisch-britische Satiriker, Autor und Co-Moderator des Triggernometry-Podcasts, Konstantin Vadimovich Kisin, hält die westliche Zivilisation für unbedingt schützenswert und bezeichnet sich selbst als Kulturkämpfer. In einer kürzlich gehaltenen Rede in Australien begründet er sein Engagement wie folgt:

 

Der Westen ist kein Zufall; Ich habe die andere Seite gesehen. Innovation, Sicherheit und Wohlstand sind das Ergebnis unserer Prinzipien. Deshalb sind sie schützenswert.“

 

Der Westen kein Zufall? Von nichts kommt nichts? Wer hätte das gedacht.

 

Er bezeichnet Australien als gutes Beispiel für das, was er meint. In seiner Rede in Sidney fragt er: Was passiert, wenn man eine Gruppe Krimineller in ein karges Land voller giftiger Kreaturen verschifft und dann ein paar hundert Jahre später schaut? Nun, das Ergebnis ist für jeden offensichtlich. Man könnte es als „real life experiment“ bezeichnen mit sehr eindeutigem Ausgang. Er weist auch darauf hin, dass kein Australier auf den Gedanken käme, sich in ein kleines, nicht wirklich seetüchtiges Boot zu setzen und seine Zukunft in einem anderen Land zu suchen. Umgekehrt versuchen aber viele, nach Australien zu kommen.

 

Kisin analysiert, welche Faktoren maßgeblich den Erfolg beeinflussen und nennt Demokratie, d. h. das Regieren mit Zustimmung, die Garantie des Privateigentums und die freie Meinungsäußerung. Als Gegenbeispiel führt er das autokratische Russland an, wo der Schutz des Privateigentums nur so lange gilt, wie man dem Kreml nicht im Weg steht. Der Wert der freien Meinungsäußerung liege darin, dass auf Fehler rechtzeitig hingewiesen würde. Auch hier verweist er auf Russland: Putin sei der festen Überzeugung gewesen, die Invasion in die Ukraine sei ein Spaziergang, weil er in einer abgeschlossenen Blase lebe, in der niemand sich traue, ihm zu widersprechen.

 

Kisin hat natürlich völlig recht, alles das sind wichtige Faktoren. Allerdings kam mir der Gedanke, dass der Westen gerade an diesen Grundpfeilern kräftig sägt. Regieren mit Zustimmung? Hm. Tatsächlich ist die Entfremdung des Normalbürgers von „denen da oben“ selten so groß gewesen wie heute. Die meisten Deutschen wollen nicht grün regiert werden. In den USA gelingt es den Parteien nicht, einen Präsidentschaftskandidaten aufzustellen, den die überwiegende Mehrheit der Bürger für akzeptabel hält: Erkennbar ist die Entfremdung zwischen Bürger und politischer Führung enorm.

 

Die Garantie des Privateigentums ist zumindest in Deutschland nicht mehr gesichert, dafür sorgt die Ampel ebenso zuverlässig wie dafür, dass man seine Meinung besser nicht offen sagen sollte, wenn sie nicht linientreu ist.

 

Die Zeiten haben sich also geändert. Die westliche Zivilisation wird zunehmend von innen heraus ausgehöhlt. Wie schon Schiller feststellte:

 

Doch mit des Geschickes Mächten Ist kein ew’ger Bund zu flechten, Und das Unglück schreitet schnell.”

 

In der Neuzeit gab und gibt es verschiedene „Todessekten“, aktuell die Grünen. „Achtung, Todesgefahr, lauft weg“ ist deren Devise. Man stellt sich den Gefahren nicht, lernt nicht, mit ihnen umzugehen, wächst an ihnen, sondern wird immer ärmer, unfähiger, dümmer. Die zunehmende Unbeliebtheit der Grünen ist nicht darauf zurückzuführen, dass sie den Menschen unbequeme Wahrheiten sagen, sondern dass sie zumeist Unsinn erzählen und die Menschen gezielt in Panik versetzen. Die Grünen „treiben mit Entsetzen Scherz“, um daraus eigenen Vorteil zu ziehen, machtpolitisch und finanziell.

 

Oder (wieder) mit Schillers Worten: “Nichts heiliges ist mehr, es lösen Sich alle Bande frommer Scheu, Der Gute räumt den Platz dem Bösen, Und alle Laster walten frey. Gefährlich ist’s den Leu zu wecken, Und grimmig ist des Tigers Zahn, Jedoch der schrecklichste der Schrecken

 

Das ist der Mensch in seinem Wahn.”

 

Besser kann man es nicht sagen. Übrigens: Schiller ist Teil unserer Kultur. Nur mal so zur Erinnerung.

 

Der Raub der Zukunft und Ostern

 

Kisin, der Kämpfer für die westliche Zivilisation, hat eine weitere große Rede gehalten, die dankenswerter Weise hier dokumentiert ist. Darin wendet er sich gegen den Raub der Zukunft:

 

“Bei den großen Debatten des letzten Jahrzehnts, dem Kulturkampf und der Polarisierung geht es vor allem um eines: um die Zukunft. Es gibt Menschen wie uns, die glauben, dass unsere Zukunft darin besteht, wohlhabend, mächtig und einflussreich zu sein. Wir sind die Mehrheit. Aber es gibt auch Menschen, deren Hirn durch ein Übermaß an Bildung gebrochen wurde, die glauben, dass unsere Geschichte schlecht ist. Dass wir es nicht verdienen, groß zu sein, dass wir es nicht verdienen, mächtig zu sein, dass wir für die Sünden unserer Vorfahren bestraft werden müssen. Für sie ist unsere Vergangenheit abscheulich, unsere Gegenwart muss mit Entschuldigungen verbracht werden und unsere Zukunft ist ein verwalteter Niedergang.

 

Meine Botschaft an diese Leute ist einfach: Wie könnt ihr es wagen! Ihr werdet die Träume meines Sohnes nicht mit euren leeren Worten stehlen.”

 

In seiner aufrührenden Rede zeigt er anhand der Reise des Christoph Kolumbus wo die wahre Stärke des Westens liegt:

 

Die Moral der Geschichte ist, dass die Geschichte unserer Zivilisation nicht von Menschen gemacht wurde, die nie einen Fehler gemacht haben. Sie wurde von Menschen gemacht, die es wagten zu glauben, dass sie die Probleme, mit denen sie konfrontiert waren, lösen konnten. Die Geschichte des Westens ist eine Geschichte der Kühnheit.“

 

Das ist das genau Gegenteil heutiger hysterischer „Todessekten“, des Vermeidens jeder Gefahr und Weglaufens vor jedem Problem.

 

Woher kam diese Kühnheit, dieser Mut? Woher kam diese völlig andere, positive und lebensbejahende Einstellung?

 

Sowohl für die jüdische wie auch die christliche Religion ist sie grundlegend. Das Gebot, getrost und freudig zu sein, enthält schon die Tanach, die Sammlung Heiliger Schriften des Judentums. Teile davon bilden das Alte Testament des Christentums (Josua 1,9): „Laß dir nicht grauen und entsetze dich nicht; denn der Herr, dein Gott, ist mit dir in allem, was du tun wirst.“

 

Lass dir nicht grauen und entsetze dich nicht? Das ist aber so etwas von anti – grün! Für Judentum und Christentum war der Auftrag „Fürchtet euch nicht“ charakterisierend. „Was kann mir schon gescheh'n? Glaub mir, ich liebe das Leben“ singt Vicky Leandros. Das ist sozusagen das Credo.

 

Ostern ist das höchste Fest des christlichen Kirchenjahrs, denn es ist die Krönung der Hoffnung und Furchtlosigkeit. Es ist eine Geschichte von Verrat und Tod, dem Tiefpunkt menschlichen Lebens schlechthin. Aber eben nicht das Ende, sondern dessen Überwindung.

 

“Jesus spricht zu ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, ob er gleich stürbe.” (Johannes 11,25).

 

Mit einer solchen Botschaft wird man kühn, traut sich etwas zu und geht mutig mit Problemen um!

 

Kisin zitiert Alexander Solschenizyn mit den Worten:

 

Die Stärke oder Schwäche einer Gesellschaft hängt mehr vom Niveau ihres geistigen Lebens ab als von ihrem Industrialisierungsgrad. Wenn die geistigen Energien einer Nation erschöpft sind, wird sie weder durch die absolut perfekte Regierungsstruktur noch durch irgendeine industrielle Entwicklung vor dem Zusammenbruch bewahrt werden können. Ein Baum mit einem faulen Kern kann nicht stehen.”

 

Damit beschreibt Solschenizyn  das, was dem deutschen Juristen als Böckenförde – Diktum bekannt ist. Genau das ist der Punkt. Mit “Todessekten” und einer Einstellung, die von Selbsthass geprägt ist, zudem oft von völliger Unkenntnis der Fundamente unserer Zivilisation, kann Deutschland nicht überleben. Diese generelle innere Schwäche der westlichen Zivilisation ist geradezu eine Einladung an die Gegner des Westens, die Konfrontation zu suchen. Dabei verschärft die ganz speziell in Deutschland verbreitete Selbstabschreckung  die Gefahr. Das typisch deutsche Schwanken zwischen den extremen Polen Selbstüberhöhung und Selbstscham ist geradezu suizidal.

 

Ein Grund dafür liegt darin, dass die Wurzeln unserer Kultur abgestorben sind. Perfekte Regierungsstrukturen oder eine florierende Wirtschaft sind die Folgen einer guten Software, ohne diese geht es nicht. Parteien können das Problem nicht lösen, sie sind am falschen Ende der Kausalität.

 

Kisin beschließt seine Rede mit folgenden Worten:

 

Wir befinden uns im Kampf unseres Lebens. Wenn Mut überhaupt etwas bedeutet, dann ist es, das Richtige zu tun und bereit zu sein, die Strafe auf sich zu nehmen.

 

Lassen Sie es mich noch einmal sagen: DER TOD IST IMMER GEWISS.

 

Wir können nicht wählen, ob wir sterben wollen oder nicht. Die einzige Wahl, die wir haben, ist, ob wir vorher LEBEN.”

 

In diesem Sinne: Frohe Ostern!